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Puppet vs. OpenVox: Was ist in den letzten Monaten passiert?

Kategorien: Automatisierung, Allgemein
Das neue Logo vom OpenVoxProject
Schwierigkeit: einfach Serie: OpenVox News Teil 1 von 1

Im letzten November hat Perforce eine umstrittene Veränderung für Puppet Open-Source angekündigt. Das Automatisierungswerkzeug wurde offiziell geforkt und wird mit dem Namenszusatz Core nun nur noch in einem privaten Repository und damit hinter “verschlossener Tür” durch das firmeneigene Team weiterentwickelt.

Der Mutterkonzern begründet dies offiziell mit einer Verbesserung ihrer Sicherheits- und Stabilitätsstandards, bleibt aber eine Liste konkreter Maßnahmen schuldig. Teile der Community vermuten dahinter in Anbetracht der jüngsten Lizenzänderungen bei anderen Open-Core-Produkten wiederum einen Wechsel vom Open-Source Gedanken zum kommerziellen Interesse, der vielen wie ein Ausverkauf vorkommt.

Was ändert sich konkret mit Puppet Core?

Bereits Ende vergangenen Jahres wurde die Entwicklung am klassischen Puppet sukzessive heruntergefahren. Erst wurden Pakete nicht mehr weiter gepflegt, dann stagnierte die Weiterentwicklung – das neue Puppet Core ist jetzt nur noch über ein privates Paket-Repository zugänglich.

Zugleich gibt Perforce an, dass Quellcode Commits in öffentliche Repositories deutlich seltener stattfinden sollen. Was das konkret heißt, bleibt vage – bislang gab es seit der Einführung von Puppet Core jedenfalls noch keinen einzigen. Sicher ist aber: Wer die aktuelle Version nutzen möchte, muss künftig der EULA zustimmen und damit einige harte Einschränkungen hinnehmen:

Das betrifft nicht nur Endnutzer:innen, sondern insbesondere die Community Developer. Denn einerseits ist der kostenfreie Zugriff nun auf maximal 25 Knoten (siehe 3.1) beschränkt. Andererseits – und das wiegt deutlich schwerer – ist die Developer EULA in ihrer aktuellen Form für die Community praktisch nicht nutzbar, weil zur Zeit weder das Testen von Modulen durch die Nutzung von CI/CD-Pipelines noch das Lesen des Quellcodes zur Fehlersuche möglich sind. 

Für Nutzer:innen bleibt damit, dass sie ein kommerzielles Produkt erwerben sollen, bei dem weder der Mehrwert nachvollziehbar, noch die langfristige Kompatibilität mit den Puppet-Modulen der Community sichergestellt ist, da diese nicht auf Puppet Core getestet werden können.

Was bleibt beim Alten?

Gleich bleibt die Open-Source-Lizenz Apache 2.0, die permissiv ist und als wenig restriktiv gilt. Praktisch wird diese allerdings ausgehebelt, weil Perforce auf die Veröffentlichung des Quellcodes verzichten kann, solange sie ein detailliertes Changelog pflegen.

Auch die Puppet Forge, der zentrale Hub für Community Module, soll erhalten bleiben und weiter gepflegt werden. Betont wird zudem, dass man auch weiterhin eng mit der Community zusammenarbeiten möchte. So soll beispielsweise ein “Language Steering Commitee”, bestehend aus Dienstleister:innen im Puppet-Umfeld, der Community und Perforce eingesetzt werden, um die Kompatibilität zwischen Open-Source-Puppet, sowie Core und Enterprise zu gewährleisten. Bislang ist unklar, wie das konkret aussehen wird. Vielmehr scheint Perforce hier Sorgen seitens Community notdürftig den Wind aus den Segeln nehmen zu wollen:

Wie hat die Community darauf reagiert?

Dass die Reaktionen auf einen solchen Kurswechsel eher kritisch ausfallen werden, war abzusehen. Denn das Verhältnis zur Community ist durch die schlechte Kommunikation seitens Perforce in den letzten Jahren angespannt. Auf Anfragen aus der Community wurde teils mit monatelanger Verzögerung reagiert, Feedback wurde ignoriert und Zusagen nicht eingehalten. 

Kein Wunder, dass sich viele von Perforce übergangen fühlen. Denn das Unternehmen schließt nun jene aus, von deren Expertise und Engagement Puppet jahrelang profitiert hat. Viele sehen aufgrund der bereits erwähnten Lizenzdetails in den Änderungen zudem einen Bruch mit der Idee von Open-Source. 

Dabei wirken Perforce Änderungen zum Teil auch einfach dilettantisch. So weist die Dokumentation auf einen weiteren Knackpunkt hin: 

Neue, von Puppet Enterprise unterstützte Betriebssysteme können zunächst unter Puppet Core nicht genutzt werden. Das könnte zu längeren Wartezeiten bei Kompatibilitätsproblemen führen – gerade, wenn Updates seltener erscheinen – und macht erneut das Testen schwieriger. Denn die Community testet aktuell weder mit Puppet Enterprise, noch mit Puppet Core, ebenso wie – ironischerweise – Perforce selbst.

Die Alternative: Das OpenVox Project

Aus den sich abzeichnenden Veränderungen ließ sich bereits erahnen, dass eine Antwort nicht lange auf sich warten lassen würde. Noch vor der offiziellen Ankündigung von Puppet Core hat die Vox Pupuli Community die Entwicklung des Open-Source Puppets selbst in die Hand genommen, das nach Streitigkeiten um den Namen mit Perforce den Titel OpenVoxProject trägt. 

Seit Januar gibt es unter der Versionsnummer 8.11 einen bereits voll funktionsfähigen Drop-In Ersatz für Puppet, in dem die Referenzen auf Puppet in den Paketnamen ersetzt wurden, während die Kommando- und Pfadbezeichnungen beibehalten werden. Der Umstieg funktioniert so reibungslos.

Zwar steht OpenVox immer noch am Anfang seiner Reise, doch das Projekt weist bereits jetzt in eine vielversprechende Richtung: 

So sind Debian 13  und Red Hat Enterprise Linux  10 (und Derivate) Pakete bereits jetzt implementiert, während davon bei Perforce noch nicht mal die Rede ist. Außerdem möchte man die Kompatibilität zu Puppet wahren, dabei aber offen auf Basis von Beiträgen und Wünschen aus der Community weiterentwickeln. So soll in einem ersten großen Schritt die Modernisierung der Code-Basis und des Ökosystems von OpenVox angegangen werden.

Ein Projekt mit großem Potenzial

Das alles klingt auch deshalb vielversprechend, weil an OpenVox viele mitarbeiten, die selbst ehemalige Puppet-Entwickler:innen sind. Technische Expertise ist also vorhanden, ebenso wie Support aus der Community. Weil auch wir vom Projekt überzeugt sind und unseren Teil beitragen wollen, unterstützen wir Vox Pupuli seit dem ConfigManagementCamp 2025 mit einem erhöhten monatlichen Betrag.

Mit OpenVox in die Zukunft – gemeinsam mit uns

Falls auch du das Projekt unterstützen willst, kannst du dich hier zu den Möglichkeiten informieren. Sind offene und transparent entwickelte Werkzeuge zur Automatisierung auch darüber hinaus interessant für dich oder möchtest du vielleicht selbst zu Open Vox wechseln, dann können wir dir dabei helfen:

Als erfahrener Partner im Bereich Puppet und Cloud…

Falls du also Interesse haben solltest und noch Hilfe bei der Umsetzung benötigst, schreib uns gerne.

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